Robert Walser: Auszug aus dem Mikrogramm
MIT KRAFTVOLLER ZARTHEIT
Zit. nach: »Aus dem Bleistiftgebiet«, hrsg. v. B. Echte u. W. Morlang, Frankfurt a. M. 2000, Bd. V, S. 50.
Mir hatte vor einigen Jahren ein namhafter Kollege anläßlich eines Besuches gesagt, er bediene sich beim Schriftstellern der Schreibmaschine, und eine Zeitlang zog ich diesen Umstand in Frage, d. h. ich fragte mich zeitweise, ob nicht auch mir der Schreibmaschinengebrauch dienlich wäre, eine Bedenklichkeit, die sich jedoch nach und nach total verflüchtigte. Ich vertraue dem Leser dieser Zeilen an, daß ich hier ganz ungeschickt schreibe, falls er's bis dahin womöglich noch nicht gemerkt hat, und daß ich über die Ungefügigkeiten entzückt bin, ähnlich wie mich die Finsternis freute, die mich eine Strecke weit im Neunuhrabendwald umgab. Ich habe mich im Leben auf's Vielfachste auf meine beiden Hände gestützt, von denen ich der Meinung sein kann, ich hätte sie stets sehr gut behandelt und sie seien mit der Zeit zu etwas Kultiviertem geworden. In zweiter Hinsicht überwand ich jene Schreibmaschinenbedenklichkeit dadurch, daß ich der Handschriftidee, dem Fingergesetz treu blieb. Ist nun dies nicht wieder außerordentlich ungeschickt ausgedrückt?
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