Das Konzept der Autopoiesis stammt vom chilenischen Biologen Humberto R. Maturana. Luhmann wendet dieses Konzept, welches bei Maturana ursprünglich die Organisationsweise organischer, also lebender Systeme bezeichnete, seit dem Text "Soziale Systeme" auch auf soziale Systeme an. In "Die Gesellschaft der Gesellschaft" gibt er folgende Definition von Autopoiesis:


Autopoietische Systeme sind Systeme, die nicht nur ihre Strukturen, sondern auch die Elemente, aus denen sie bestehen, im Netzwerk eben dieser Elemente selber erzeugen. Die Elemente (und zeitlich gesehen sind das Operationen), aus denen autopoietische Systeme bestehen, haben keine unabhängige Existenz. Sie kommen nicht bloss zusammen. Sie werden nicht bloss verbunden. Sie werden vielmehr im System erst er-zeugt, und zwar dadurch, dass sie (auf welcher Energie- und Materialbasis auch im-mer) als Unterschiede in Anspruch genommen werden. Elemente sind Informationen, sind Unterschiede, die im System einen Unterschied machen. Und insofern sind es Einheiten der Verwendung zur Produktion weiterer Einheiten der Verwendung, für die es in der Umwelt des Systems keinerlei Entsprechung gibt.