Wie all diejenigen Richtungen der Natur-, Geistes- und Sozialwissenschaften, die auf naturalistische Epistemologien setzen und unter dem Etikett ‘Konstruktivismus’ laufen, beruft sich auch die Systemtheorie nach Niklas Luhmann auf die Erkenntnisse der neusten Gehirnforschungen. Ihnen zufolge ist das Gehirn ein autopoietisches, operativ geschlossenes System, das zwar offen ist für Energieaustausch, aber geschlossen im Hinblick auf seine Informationsverarbeitung. Nervenzellen erhalten aus ihrer Umwelt demnach Reize, die allein in ihrer Quantität wichtig sind. Die Qualität der Erfahrungen wird ausschliesslich intern, also im Hirn selber verarbeitet. In den Worten des Kybernetikers Heinz von Foerster in seinem Essay "Wahrnehmen wahrnehmen": "Die Erregungszustände aller Rezeptoren codieren nur die Intensität, aber nicht die physikalische oder chemische Natur der Erregungsursache: Codiert wird nur: ‘So-und-so viel’ an dieser Stelle meines Körpers, aber nicht ‘Was’)."