Kommunikation wird von Luhmann nicht etwa im Sinne der herkömmlichen Sender-Empfänger-Modelle gedacht, sondern als Einheit der Differenz von Information, Mitteilung und Verstehen. Sie vereinigt demnach drei Selektionsleistungen in sich: Etwas wird ausgewählt und für mitteilungswert befunden. Darauf entschliesst sich jemand, diese Information auch wirklich mitzuteilen. Und schliesslich wird dieser Mitteilungsakt wahrgenommen und als solcher verstanden. Dies vollzieht sich in einem einzigen Moment, ist als einheitlicher Kommunikationsakt mit Ereignischarakter zu verstehen. Dieser Kommunikationsakt kümmert sich nicht darum, wie es im psychischen System, an welches er sich richtet, weitergeht, er sorgt ganz generell einfach für Anschlussfähigkeit, wobei eine Ja/Nein-Bifurkation realisiert wird: entweder, es kommt zur Selektion in einem psychischen System - womit das Erkennen der Differenz von Information und Mitteilung selber informativ wird - und damit zu einem Anschlussakt und zu einer Fortsetzung der Kommunikation, oder nicht, womit diese absterben würde. Die Kommunikation erzwingt also gleichsam eine neue Differenz, jene von Annehmen oder Ablehnen. Nur wenn die an das Ego gerichtete Information von der Mitteilung getrennt werden kann und damit als Information erkannt wird (wenn also Information und Mitteilung als Differenz verstanden wird), ist Anschlusshandlung, d, h., Fortsetzung der Kommunikation, möglich. Kommunikation ist gewissermassen als Element mit in sich selbst integrierter Anschlussmöglichkeit zu verstehen. Dass bei einer Fortsetzung (wie auch beim Initiieren) von Kommunikation ein psychisches System beteiligt ist, wird nicht bestritten, aber es ist das Kommunikationselement selbst, welches bewirkt, dass immer neue Elemente generiert werden und dass somit Vernetzung mit Systemcharakter zustande kommen kann. Kommunikation ist in diesem Sinne als autopoietisches System zu verstehen, das für die Generierung seiner Elemente selber verantwortlich ist.
Den psychischen Systemen dienen Kommunikationen vornehmlich dazu, die Situation von gegenseitiger Unterstellung und Vermutung zu kontrollieren und somit Kontakt zum Gegenüber aufzunehmen und aufrechtzuerhalten. Diese Konzeption von Kommunikation legt auch die Herausbildung eines Subjekts Mensch oder Person nahe, welches klar als Konstrukt gefasst werden muss und "als Chiffre dafür zu verstehen [ist], wie Menschen innerhalb von Kommunikationen thematisiert, adressiert, angesprochen und damit selektiv für den jeweiligen Kontext beobachtbar werden". Alltagsweltlich ist demnach der Subjektsbegriff nicht wegzudenken: Hat Alter die Kommunikation lanciert, liegt der Ball bei Ego. Dieser kann die Information von der zugehörigen Mitteilung unterscheiden. Ist ihm dies geglückt, so ist es nur noch ein kleiner Schritt zur Unterscheidung von Mitteilung und Mitteilendem (also: handelnder Person), womit Alter als Du generiert wird, was den Rückschluss auf das eigene System und das Begreifen ebendieses als Selbst, als Ich, als Subjekt zur Folge hat.