Auch Schrift koppelt eine besondere Art von Wahrnehmung mit einem Kommunikationsereignis. Statt des Mediums Lautlichkeit bedient sie sich des Wahrnehmungsmediums Optik, um Kommunikation zu prozessieren, was tiefgreifende Konsequenzen hat: So ist unmittelbare Beteiligung der psychischen Systeme an der Kommunikation nun nicht mehr nötig - womit sich die Kommunikation grosse Risiken einhandelt. Denn während bei mündlicher Kommunikation die Präsenz des Gegenübers und damit Anschlusskommunikation vorausgesetzt werden kann, ist nun die "Einheit der kommunikativen Operation" nicht mehr garantiert. Schrift "ent-ereignet" die Kommunikation, was Kompensationen unabdingbar macht. Die Kommunikation in schriftlicher Form muss nun aus sich heraus verständlich sein, es geht um die "Selbstautorisation des Geschriebenen in Vertretung eines abwesenden Ursprungs". Zudem wird in schriftlicher Kommunikation Metakommunikation optional, womit "die Unterstellung aufgegeben [werden muss], dass der eigentliche Sinn der Kommunikation in der Metakommunikation, nämlich in der Beteiligung an der Kommunikation liege". Vielmehr wird jetzt Information erwartet, und Kommunikationsangebote, welche nicht genügend Information bieten, haben nun nur noch wenig Chancen auf Anschluss. Damit gewinnt die Sachdimension der Kommunikation an Bedeutung.